R02: Governance der Ozeane



Wie müssen international verbindliche Haftungsregelungen für Umweltbeeinträchtigungen ausgestaltet sein, um die Ozeane nachhaltig zu schützen?

Müssen die völkerrechtlichen Bestimmungen, die exklusive staatliche Hoheitsrechte in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) verleihen, überarbeitet werden?

 

Im Forschungsfeld „Ocean-Governance“ bewerten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, aus der Philosophie, der Geographie sowie den Naturwissenschaften die bestehenden Regelwerke im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit. Ziel ist es, neue und wirkungsvolle Steuerungsansätze und Mechanismen für ihre Durchsetzung zu entwickeln, um die vielfältigen menschlichen Aktivitäten, die auf die Ozeane einwirken, nachhaltig auszugestalten.

Bisher bestehende Steuerungsansätze scheinen im Wesentlichen gescheitert. Das zeigt sich am deutlichsten am Beispiel der weltweiten Überfischung. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, der Food and Agriculture Organisation (FAO), muss der Zustand der weltweiten Fischbestände dramatischer eingestuft werden als bisher angenommen. Etwa ein Drittel der Bestände gilt heute schon als überfischt oder sogar zusammengebrochen – mit weitreichenden Folgen für das marine Ökosystem und die biologische Vielfalt im Meer. Neben der Bedrohung der lebenden Ressourcen durch die Überfischung gibt es neue Nutzungsformen der Ozeane, die bisher nicht von bestehenden internationalen Regelungen erfasst werden. Dazu gehören u.a. Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels (Climate Engineering) wie die Düngung der Ozeane mit Eisen oder die CO2-Einlagerung im oder auf dem Meeresboden (Sequestrierung).

Für solche Maßnahmen sind neue und international anerkannte Steuerungsmechanismen erforderlich. Die Verantwortung für diese Themenkomplexe lassen sich jedoch nicht einer Behörde, Institution oder Person zuordnen. Verschiedene Akteure wie Staaten, internationale Organisationen, private Unternehmen oder auch Einzelpersonen wirken auf den Ozean ein. Eine der zentralen Herausforderungen wird es sein, die zunehmende Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren auf der einen Seite und den Themen, die zwischen Staaten und Zivilgesellschaften geregelt werden müssen, auf der anderen Seite zusammenzuführen. Daher müssen Regularien für unterschiedliche Ebenen aufgestellt und aufeinander abgestimmt werden (zum Beispiel durch internationale Verträge, EU-Recht oder inländisches Recht).

Ziel der Wissenschaftler ist es, neue nachhaltige Ansätze für die Regulierung des Ozeans zu entwickeln, die alle Interessengruppen mit einbeziehen. Die Verantwortung für die nachhaltige Nutzung der Ozeane soll dabei ausgewählten Instanzen zugeordnet werden.

 




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