06. Mai 2013 Internationale Kooperation in Klima- und Meeresforschung



Leitungsgremium des CLIVAR Programms tagt in Kiel

Welchen Schwankungen ist unser Klimasystem unterworfen? Welche Rolle spielt der Ozean im Klimasystem? Wie wird sich unser Klima verändern? Das internationale CLIVAR (Climate Variability and Predictability) Programm des Weltklimaforschungsprogramms hat sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von international koordinierten Projekten, Antworten auf solche Fragen zu geben. Das wissenschaftliche Leitungsgremium des Programms, besetzt mit international renommierten Wissenschaftlern, trifft sich diese Woche in Kiel, um die Eckpunkte für die mittelfristige Weiterentwicklung des seit 1995 laufenden Programms festzulegen.

 

Als Mitte der 90iger Jahre im Weltklimaforschungsprogramm über ein neues international koordiniertes Programm diskutiert wurde, hatte die Diskussion über die vom Menschen verursachte Klimaveränderung gerade einen ersten Höhenpunkt erreicht. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%, so postulierten damals Wissenschaftler vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, könne der beobachtete Anstieg der globalen Temperatur auf Prozesse zurückgeführt werden, die maßgeblich auf menschliche Aktivitäten zurückgehen. Auch wenn dieser Befund schon sehr erdrückend klingt, gab es für die Klimaforscher noch viele offene Fragen. Insbesondere die Rolle des Ozeans im Klimasystem war noch weitgehend ungeklärt.

Deshalb wurde 1995 vom Weltklimaforschungsprogramm das CLIVAR (Climate Variability and Predictability) Programm ins Leben gerufen. Im Rahmen von CLIVAR werden sowohl die natürlichen Klimaschwankungen untersucht wie auch Vorhersagen für zukünftige Entwicklungen durchgeführt. Dabei werden in international koordinierten Projekten sowohl globale Datensätze gewonnen, abgestimmte Modellexperimente durchgeführt, aber auch regionale Studien, wie zum Beispiel zur Thermohalinen Zirkulation in Atlantik oder Klimavariabilität im tropischen Atlantik angeregt. „Mit Hilfe solcher international abgestimmter Projekte wird nicht nur die länderübergreifende Zusammenarbeit gefördert, sondern auch globale Datensätze und vergleichbare Modellstudien geschaffen, mit denen Fragen bearbeitet werden können, die durch die Arbeit einzelner Wissenschaftler und Institute nicht erreicht werden kann“, erläutert Prof. Dr. Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der zusammen mit der Amerikanerin Lisa Goddard zur Zeit den Vorsitz im wissenschaftlichen Leitungsgremium von CLIVAR inne hat. Die sogenannte Scientific Steering Group (SSG) hält in dieser Woche ihr jährliches Planungstreffen in Kiel ab. An der Sitzung nehmen mehr als 30 Wissenschaftler aus 16 Ländern teil. Neben dem GEOMAR unterstützt auch der Exzellenzcluster Ozean der Zukunft die Veranstaltung.

„In den letzten knapp 20 Jahren haben uns international koordinierte Projekte wie CLIVAR in erheblichem Maße geholfen und auch gute Rahmenbedingungen für die Deutsche und Europäische Forschungslandschaft geschaffen“, sagt Prof. Visbeck. Ein herausragendes Beispiel sei das sogenannte ARGO Programm, so Visbeck weiter. Innerhalb weniger Jahre sei es gelungen ein globales Messnetz von mehr als 3000 Messbojen aufzubauen, die einen Einblick in die Schwankungen im Ozean ermöglichen. „Ohne CLIVAR wäre unser Verständnis des globalen Klimasystems, aber auch vieler regionaler Phänomene, wie zum Beispiel dem El Niño-Southern Oscillation Phänomen oder der Nord Atlantischen Oszillation, nicht da, wo wir heute sind“, stimmt auch Lisa Goddard, Direktorin des International Research Institute for Climate and Society an der Columbia University in New York zu.  „Gemessen an dem Aufwand, der notwendig ist, um solche internationalen Programme durchzuführen, ist der Nutzen um ein Vielfaches höher“, so Goddard weiter.

Schwerpunkt des diesjährigen Arbeitstreffens der CLIVAR SSG war eine teilweise Neuausrichtung des Programms für die kommenden Jahre. „Wir tragen hiermit geänderten Rahmenbedingungen und neuen Erkenntnissen Rechnung, damit CLIVAR auch bis 2020 weiter erfolgreich arbeiten kann“, erläutert Prof. Visbeck.

Links:
www.clivar.org Climate Variability and Predictability Programme (CLIVAR)
www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
www.ozean-der-zukunft.de Exzellenzcluster Ozean der Zukunft

Kontakt:

Prof. Dr. Martin Visbeck (GEOMAR, FB1-Ozeanzirkulation und Klimadynamik, Sprecher Exzellenzcluster Ozean der Zukunft)
mvisbeck@geomar.de

Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802
avillwock@geomar.de