27. Oktober 2019 Tauchausbildung unter Extrembedingungen



Erfolgreicher Abschluss des 50. Forschungstauchlehrgangs an der Uni Kiel

70 Tauchgänge in 30 Tauchstunden im Freiwasser, dazu eine umfangreiche theoretische Prüfung – ein anspruchsvolles Programm haben elf neue Forschungstaucherinnen und -taucher im Rahmen des kürzlich beendeten 50. Forschungstauchlehrgangs an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) erfolgreich bewältigt. Sie alle sind nun speziell ausgebildet für wissenschaftliche Arbeiten im Meer, auch unter Extrembedingungen.

 

Die Kieler Ausbildung zur Forschungstaucherin oder Forschungstaucher hat Tradition und ist weltweit anerkannt. Regelmäßig melden sich nicht nur Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet, sondern auch internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa aus Südamerika oder China für die Kieler Kurse an. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die interdisziplinäre und ganzheitliche Ausbildung und die umfangreiche Vermittlung von Kenntnissen in Tauchphysik, Medizin, Recht und Filmtechnik," führt Ausbildungsleiter Roland Friedrich vom Forschungstauchzentrum der Uni Kiel aus. „Darüber hinaus verfügen wir über ein weltweites Netzwerk, in diesem man sich gegenseitig unterstützt." Viele Alumni arbeiten heute erfolgreich in wissenschaftlichen Projekten oder beim Film. Das erforderliche Rüstzeug für ihre Arbeit haben sie in Kiel erhalten, wo der mehrwöchige Ausbildungsplan die Teilnehmenden regelmäßig an ihre Grenzen bringt. Neben schwierigen Sichtverhältnissen gilt es, Strömungen, starkem Wind und hohen Wellen Stand zu halten und dabei wissenschaftlich genau zu arbeiten. Ebenso besonders: Zu jedem Forschungstauchlehrgang gehört eine große Rettungsübung, die vom Forschungskutter Littorina aus und gemeinsam mit dem Seenotrettungskreuzer Berlin in der Kieler Förde durchgeführt wird.

Insgesamt fünf Wochen dauerte der letzte Ausbildungsblock, davon allein drei Wochen im Freiwasser in der Kieler Förde, im dänischen Gammel Ålbo oder in der Stollergrundrinne am Ausgang der Eckernförder Bucht. Dort wurden praktische Erfahrungen in der wissenschaftlichen Arbeit unter Wasser gesammelt. Während in der Kieler Förde Sedimentproben entnommen und später im Labor untersucht wurden, standen die angehenden Forschungstaucherinnen und –taucher im Kleinen Belt in Dänemark vor der Herausforderung, Funde aus der Steinzeit genau zu vermessen. Dieser „Tauchgang in die Vergangenheit in der Steinzeit-Siedlung" gehörte zu den Höhepunkten der diesjährigen Freiwasser-Ausbildung und bereitete den Forschungstauchnachwuchs auf Arbeiten mit wertvollen archäologischen Relikten und Spuren vor. Erst seit kurzem wird das Gebiet genauer untersucht und die angehenden Unterwasserforschenden konnten mit ihrem Einsatz einen Beitrag zu einem wissenschaftlichen Projekt leisten.

„Seit Bestehen der Forschungstaucherausbildung an der CAU haben mehr als 500 Forschungstaucherinnen und Forschungstaucher erfolgreich ihre Prüfung bestanden," sagt der wissenschaftliche Leiter Professor Christian Winter. „Auch in Zukunft wollen wir unseren Nachwuchs selbst in Kiel ausbilden. Das Forschungstauchzentrum bildet dafür eine tragfähige und exzellente Basis," so Winter weiter. Erst kürzlich hat das Präsidium der Universität Kiel die dafür notwendigen Ressourcen zugesichert. Das an das Institut für Geowissenschaften an der CAU angegliederte Forschungstauchzentrum verfügt damit weiter über eine umfassende Ausstattung und Infrastruktur zur Umsetzung von wissenschaftlichen Projekten internationalen und regionalen Gewässern.

Links:
www.ifg.uni-kiel.de/de/einrichtungen/forschungstauchzentrum Forschungstauchzentrum (CAU)

Kontakt:

Roland Friedrich
Ausbildungsleitung
Forschungstauchzentrum, CAU Kiel
friedrichmolfsee@gmail.com

Prof. Dr. Christian Winter
Institut für Geowissenschaften, CAU Kiel
Leitung der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie
Wissenschaftliche Leitung des Forschungstauchzentrums
christian.winter@ifg.uni-kiel.de