Angefangen hat alles mit dem Quastenflosser. Verhaltensforscher Prof. Hans Fricke und Tauchbootpilot Jürgen Schauer hatten diesen schon für ausgestorben gehaltenen prähistorischen Fisch mit JAGOs Vorgänger, dem Tauchboot GEO, erstmals in seinem natürlichen Lebensraum beobachtet und gefilmt. Diese weltweit beachtete Entdeckung motivierte die Beiden Ende der 80er Jahre zum Bau des leistungsfähigeren, tiefertauchenden JAGO. Im Jahr 1989 wurde das für zwei Personen Besatzung und 400 Meter maximale Einsatztiefe ausgelegte Tauchboot in Betrieb genommen. Es war zunächst am Max-Planck-Institut in Seewiesen bei München beheimatet. 2006 siedelte JAGO zusammen mit dem Erbauer und Piloten Jürgen Schauer und der Biologin und Einsatzkoordinatorin Karen Hissmann an das damalige Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), dem Vorläuferinstitut des heutigen GEOMAR, nach Kiel um. Nach mehr als 1400 Tauchgängen und 4300 Stunden unter Wasser in über 30 Jahren fiel nun die Entscheidung, das Boot im kommenden Jahr nach einem Forschungseinsatz in Norwegen außer Dienst zu stellen.
„JAGO ist nicht einfach nur eines unserer Arbeitsgeräte", sagt Professorin Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR. „Mit JAGO verbinden viele Forscherinnen und Forscher einzigartige Einblicke und Entdeckungen in ansonsten verborgene Unterwasserwelten. Auch deshalb ist uns die Entscheidung, JAGO nun in den Ruhestand zu versetzen, nicht leicht gefallen", so die Direktorin weiter. Vorausgegangen sei der Entscheidung eine intensive Prüfung der Situation gemeinsam mit Frank Spiekermann, dem Verwaltungsdirektor des GEOMAR, sowie dem JAGO-Team. Ein wesentlicher Grund für diese Entscheidung war die Tatsache, dass es in den letzten Jahren nicht gelungen ist, Nachfolger für den Tauchbootpiloten Jürgen Schauer zu finden, der Ende des Jahres in den Ruhestand gehen wird. „Wir haben dies in den letzten Jahren sehr intensiv versucht, es gestaltete sich aber außerordentlich schwierig", sagt Jürgen Schauer. Hinzu kommt, dass die Nachfrage aus der Wissenschaft für die Nutzung von JAGO in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist und die Nutzung ferngelenkter, autonomer Roboter zugenommen hat. Ferner wären zu einer zukunftsfähigen Modernisierung des Tauchbetriebes erhebliche Investitionen notwendig gewesen.
Einsatz-Koordinatorin Karen Hissmann bedauert die Stilllegung zwar sehr, kann die Entscheidung aber nachvollziehen. „Auch in der Meeresforschung wird immer mehr Robotik eingesetzt, und an Tauchgängen mit ferngelenkten Robotern können über die Bildschirme an Bord der Schiffe mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig teilnehmen als mit bemannten Tauchbooten", sagt die Biologin. „An JAGO hängen natürlich viele tolle Erinnerungen und Eindrücke. Nicht nur bei uns, sondern auch bei vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die das Boot in den letzten 30 Jahren genutzt haben", so Hissmann weiter. „Selber in einem Tauchboot abzutauchen ist ein anderes Erlebnis als die Wassersäule und den Meeresgrund zweidimensional auf dem Bildschirm zu erkunden."
Ganz wollen die Kieler auf das kleine gelbe „U-Boot" aber auch in Zukunft nicht verzichten. „Es wird als Botschafter für die Meeresforschung einen repräsentativen Platz am GEOMAR erhalten. Sollte die Kieler Meeresforschung einmal ein größeres Schaufenster bekommen, dann ist JAGO ganz bestimmt mit dabei", so GEOMAR-Direktorin Katja Matthes.
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Forschungstauchboot JAGO
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