7. Kieler Marktplatz – Verschmutzung der Meere (II) - Marine Litter

Am 15.1.2012 fand bereits zum 7. Mal der Kieler Marktplatz statt. Die Veranstaltung, die gemeinsam vom Exzellenzcluster Ozean der Zukunft und dem Maritimen Cluster Norddeutschland, Geschäftsstelle Schleswig-Holstein entwickelt und durchgeführt wird, hat sich mittlerweile als Plattform zum Wissenstransfer und zum Knüpfen von Netzwerken zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Organisationen etabliert.

Jährlich gelangen große Mengen an Müll ins Meer. Da vor allem Kunststoffe besonders haltbar sind, nimmt die Masse ständig zu. Die Folgen sind gravierend und  erfordern einen aktuellen und dynamischen Austausch zwischen den Stakeholdern. Die Kieler Meereswissenschaften und das Maritime Cluster Norddeutschland haben die Notwendigkeit zu nachhaltigem Wissenstransfer erkannt und fördern dies mit Veranstaltungen wie dem Kieler Marktplatz.

Beim 7. Kieler Marktplatz stand die Verschmutzung der Meere durch Kunststoffe im Vordergrund. Als erste Referentin legte Frau Dr. Christiane Zarfl (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei im Forschungsverbund Berlin e.V.) im Vortrag „Auf und davon! Die unergründlichen Weg der Kunststoffe im Meer“ die Grundlagen. Mit der stetig anwachsenden Produktion von Kunststoffprodukten zeigen Monitoring-Programme, dass sich auch die Mengen an Kunststoffabfällen in den Weltmeeren erhöhen und an Stränden, im Sediment und in Meereswirbeln anreichern. Besondere Aufmerksamkeit erlangte in den letzten Jahren sogenanntes Mikroplastik, das sich durch eine Größe von weniger als 1 mm auszeichnet und bereits im Kreislaufsystem von Muscheln wieder gefunden werden konnte. Hinzu kommt, dass Kunststoffe zum einen als Transportvektor für Schadstoffe in entlegene Gebiete dienen und zum anderen zur Akkumulation in marinen Nahrungsketten bis hin zum Menschen beitragen können.

Den nachfolgenden Vortrag „Ein Hochseevogel als Indikator für die Plastikmüllbelastung der Nordsee – die OSPAR Fulmar-Litter-EcoQO-Studie“ hielt Nils Guse (FTZ Forschungs- und Technologiezentrum Westküste). Zur Überwachung der anhaltend hohen Verschmutzung der Nordsee wurde auf der Nordsee-Ministerkonferenz 2002 die Einführung von messbaren ökologischen Qualitätszielen beschlossen (Ecological Quality Objectives = EcoQOs). Im Rahmen eines von der EU geförderten internationalen Projekts wurde daraufhin die Anzahl von Plastikmüllteilen in Eissturmvogelmägen als Indikator der Belastung der Nordsee mit Plastikmüll getestet. Abschließend wurde als Zielwert für die Plastikmüllbelastung der Nordsee empfohlen, dass weniger als 10 % der Eissturmvögel 0,1 g oder mehr Plastikmüll im Magen haben sollten.  Derzeit liegen 60% der Eissturmvögel in der Nordsee oberhalb dieser Schwelle, bei 95% von ihnen lässt sich Plastikmüll nachweisen, der sich aus durchschnittlich 30 Partikeln bzw. 0,33 g Plastikmüll zusammensetzt. Der Referent wies darauf hin, dass dieses Projekt erfreulicherweise auch in der näheren Zukunft fortgeführt wird.

Nach der Pause stand die Frage im Vordergrund: Wie stellt sich der Umgang mit Kunststoffen für die Wirtschaft dar? Frau Dr. Aulenta und Herr Dr. Sartorius (PlasticsEurope Deutschland e.V.) erläuterten das Thema Marine Litter aus der Perspektive der Kunststoff erzeugenden Unternehmen. Kunststoffe sind Werkstoffe, die in der Natur nur langsam abgebaut werden. Durch ihren Einsatz tragen sie zur nachhaltigen Entwicklung bei. Voraussetzung dafür ist, dass die politischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen stimmen – und Konsumenten für den richtigen Umgang mit Kunststoffabfällen sensibilisiert sind.
Die Kunststoffindustrie agiert in Partnerschaften und Netzwerken: Sie entwickelt gemeinsam mit weiteren relevanten Akteuren Lösungsansätze für die Gesellschaft, damit keine Kunststoffe achtlos weggeworfen werden. Unsere Vision: Eine Gesellschaft, in der Abfälle – gleich welcher Art – nicht mehr ins Meer gelangen, sondern ordnungsgemäß entsorgt und verwertet werden.

Im letzten Vortrag beschrieb Achim Heckt (KSH Kieler Schrotthandel GmbH) ganz konkret am Beispiel von Kiel, wie im Hafen mit den großen Mengen an Abfällen der Kreuzfahrtschiffe umgegangen wird.

Knapp 60 Teilnehmer folgten der Einladung. Die Vorträge machten deutlich, dass für alle Akteure vom Hersteller über den Anwender bis zum Verwerter ein verantwortungsvoller Umgang mit Kunststoffen unerlässlich ist.

Programmablauf (pdf)

Vorträge

  • Auf und davon! Die unergründlichen Wege der Kunststoffe im Meer
    Dr. Christiane Zarfl, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e.V.
  • Ein Hochseevogel als Indikator für die Plastikmüllbelastung der Nordsee – die OSPAR Fulmar-Litter-EcoQO-Studie
    Nils Guse, FTZ Forschungs- und Technologiezentrum Westküste
  • Marine Litter aus Sicht der Kunststofferzeugenden Industrie
    Dr. Francesca Aulenta, Dr. Ingo Sartorius, PlasticsEurope Deutschland e.V.
  • Wertstoffrecycling bei Kreuzfahrtschiffen
    Achim Heckt, KSH Kieler Schrotthandel GmbH