Gemeinsame Pressemitteilung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft"
Was haben Hawaii, Bermuda und die Eckernförder Bucht gemeinsam? Alle drei sind – zusammen mit rund 170 anderen Orten rund um den Globus – am kommenden Samstag Teil eines weltweiten wissenschaftlichen Projekts. Am internationalen „Ocean Sampling Day“ (OSD) nehmen Forscher rund um den Globus Meerwasser-Proben, die anschließend in standardisierten Verfahren auf Mikroorganismen hin untersucht werden. Damit erhält die Wissenschaft einen globalen Überblick über die genetische Vielfalt und Verteilung von Mikroben im Meer. „Diese Kleinstlebewesen gehören zu den ältesten Lebensformen überhaupt. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle im Klimasystem der Erde. Ohne sie gäbe es beispielsweise keine für den Menschen passende Atmosphäre“, erklärt die Meeresbiologin Dr. Carolin Löscher vom Institut für Allgemeine Mikrobiologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). „Deshalb ist es wichtig, mehr über diese Organismen zu erfahren“, ergänzt der Meereschemiker Prof. Dr. Hermann Bange vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Beide leiten ein Forscher- und Technikerteam, dass am Samstag Wasserproben für den OSD am Ausgang der Eckernförder Bucht nehmen wird.
Der Forschungskutter LITTORINA bringt die Kieler Wissenschaftler dafür Samstagmorgen zur Zeitserienstation Boknis Eck. „Dort nehmen wir ohnehin jeden Monat Proben, untersuchen, wie viel Nährstoffe im Wasser sind, wie viel Sauerstoff vorhanden ist, wie stark das Algenwachstum ist und auch, welche Mikroben vorkommen“, erklärt Professor Bange, der die Messstation koordiniert. Auch ohne den Ocean Sampling Day ist Boknis Eck ein fester Begriff in der internationalen Meeresforschung. „Die Beprobung läuft dort fast ununterbrochen seit 1957. Damit ist Boknis Eck eine der am längsten aktiven Zeitserienstation ihrer Art“, erklärt Professor Bange. Kontinuierliche Messungen dieser Art über lange Zeiträume sind wichtig, um beispielsweise natürliche Schwankungen der Umweltbedingungen von menschengemachten Veränderungen unterscheiden zu können.
Abgesehen von den wenigen, langen Zeitserien-Messungen, die weltweit existieren, sehen die Kieler Wissenschaftler im Ocean Sampling Day die Chance einer weltweiten Momentaufnahme der Mikrobenvielfalt in allen Welt- und Randmeeren. „Deshalb haben wir sehr schnell entschieden, am OSD teilzunehmen, als wir von der Aktion gehört haben“, betont Dr. Löscher, die genauso wie Professor Bange Mitglied im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ ist. Die Kieler sind in guter Gesellschaft. Auch andere bekannte Zeitserienstationen wie die Hawaii Ocean Time Series (HOTS) oder die Bermuda Atlantic Time Series (BATS) unterstützen den OSD.
Ins Leben gerufen hat den Ocean Sampling Day das von der EU geförderte Projekt Micro B3 (Marine Mikrobielle Biodiversität, Bioinformatik, Biotechnologie). Es wird von Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner, Professor für Bioinformatik an der Jacobs University in Bremen koordiniert und erforscht die für den Menschen unsichtbaren Kleinstlebewesen und ihre Bedeutung für das Ökosystem Meer. Neben den Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft ermuntern die Organisatoren des OSD auch interessierte Bürger, eigene Daten zu erheben. Anleitungen dazu und weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.oceansamplingday.org.
Wer die Aktivitäten des OSD 2014 live verfolgen will oder sich mit anderen Teilnehmern austauschen möchte, hat dazu ebenfalls Gelegenheit. Unter dem hashtag #osd2014 twittern beispielsweise viele Teilnehmer von ihren Aktivitäten. Auch die Fahrt der LITTORINA nach Boknis Eck kann dort miterlebt werden. Und weil der 21. Juni gleichzeitig der erste Tag der Kieler Woche ist, gibt es dabei sicherlich auch einige Impressionen vom größten Segelsportereignis der Welt.
Kontakt:
Prof. Dr. Hermann Bange (GEOMAR, FB2-Chemische Ozeanographie)
hbange@geomar.de
Dr. Carolin Löscher (CAU, Institut für Allgemeine Mikrobiologie)
cloescher@ifam.uni-kiel.de
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2811
jsteffen@geomar.de
…