Die Ozeane liefern uns Nahrung und Rohstoffe. Sie sind wichtige Verkehrswege und ihre Küsten sind Heimat für mehrere Milliarden Menschen. Die Meere nicht zu nutzen, ist bei einer wachsenden Bevölkerungszahl unmöglich. Daher stehen Akteure aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor der großen Herausforderung, den Schutz des Ozeans vor Ausbeutung mit den Bedürfnissen nach Nutzung mariner Ressourcen im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklungsplans in Einklang zu bringen. Das Kieler Symposium bringt unterschiedliche Akteure zusammen und widmet sich diesem Ziel. Es geht darum, Handlungsoptionen für die nachhaltige Entwicklung des menschlichen Umgangs mit dem Ozean zu entwickeln, die naturwissenschaftliche, ökonomische, rechtliche, ethische und auch soziale Fragestellungen berücksichtigen.
„Wir wollen aus Kiel einen Beitrag zur Agenda für einen nachhaltigen Umgang mit dem Ozean im Rahmen der global vereinbarten Entwicklungsziele leisten,“ sagt Professor Dr. Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, Wissenschaftler am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Sprecher des „Deutschen Komitees für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth“ (DKN Future Earth). „In Kiel sind wir durch die breite, multidisziplinäre Forschung im Exzellenzcluster ‚Ozean der Zukunft’ dafür hervorragend aufgestellt. Seit fast acht Jahren fördern wir Forschungsprojekte, die weit über rein naturwissenschaftliche Fragestellungen und Ansätze hinausgehen.“
Noch bis Anfang der 1970er Jahr herrschte ein relativ sorgloser Umgang mit dem Ozean und seinen Küsten vor. Marine Ressourcen, insbesondere Fisch, schienen unerschöpflich und die Weltmeere robust gegenüber menschlichen Einflüssen wie Verschmutzung durch Nährstoffe, Müll oder Gifte und menschlicher Nutzung. Dieser Irrtum und die Auswirkungen des Klimawandels haben zu einer ernsthaften Bedrohung für das größte Ökosystem der Erde mit seiner Artenvielfalt geführt: In den kommenden Jahrzehnten wird die Weltbevölkerung weiter wachsen. Die Menschheit wird die Meere und Küsten stärker nutzen und das Problem verschärfen. Doch welche Konzepte sind notwendig, um den Ozean und die Küsten nachhaltig zu managen? Welche Indikatoren liefern verlässliche Hinweise über die Nutzungsintensität? Und welche Regeln und Grenzen für Schutz und Nutzung der Meere, welche Meeres-Governance, sind politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich für Küstenzonen und die Hohe See durchsetzbar?
Ein Themenblock des Symposiums beschäftigt sich mit der Entwicklung der Küsten. Die Küstenlinien haben sich bis heute weltweit stark verändert. Vor allem hier finden Wirtschaftswachstum und Besiedlung statt. Dies führt zu Interessenkonflikten zwischen Nutzern wie Betreibern von Windparks, der Öl- und Gasindustrie, dem Tourismus oder der Fischerei. Darunter leidet der Schutz der Küsten und des küstennahen Meeres. Ein integriertes Küstenzonenmanagement, das Schutz und Nutzen in Einklang bringt, steht daher im Mittelpunkt des Themenfeldes „Preparing for Coastal Change“ (Vorbereitung auf den Wandel der Küstenregion).
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion liegt auf dem gesamten Lebensraum Ozean. Im Fokus stehen Konzepte zur maritimen Raumplanung für die Hohe See, die neben naturwissenschaftlichen Erkenntnissen vor allem rechtliche Rahmenbedingen berücksichtigen. Während beispielsweise in Europa maritime Raumplanung bereits erfolgreich angewendet wird, fehlen ähnliche Konzepte für die Hohe See und die Gebiete außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen von Staaten. Forscher prognostizieren, dass sich der Nutzungsdruck auf den offenen Ozean in 20 bis 30 Jahren noch weiter zuspitzen wird. Dies betrifft etwa die Fischerei oder den Abbau von Ressourcen. Das Kieler Symposium will daher einen internationalen Diskussionsprozess anstoßen, um ein globales Ozeanmanagement durchzusetzen, das etwa die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf der hohen See oder die Nutzung von Ressourcen wie die Fischbestände umfasst. Bisher regelt die Internationale Meeresbodenbehörde mit Sitz auf Jamaika lediglich die Nutzung des staatsfreien Meeresbodens und den Zugang von Staaten zu mineralischen Bodenschätzen. Die Fischbestände jedoch fallen nicht unter die Hoheit der Behörde, sondern zählen diffus zum „Allgemeinen Erbe der Menschheit“. Damit unterliegen sie keiner rechtlich verbindlichen Regelung. Symposiumsteilnehmer plädieren daher zum Beispiel für ein Umdenken und fordern ein Fischereiverbot in Gewässern außerhalb staatlicher Hoheitsgebiete.
Zu weiteren Themen, die während der Konferenz in Kiel besprochen werden, gehören noch Konzepte für erfolgreichen Kapazitäten-Aufbau in Schwellenländern, so genannte Capacity-Building-Konzepte sowie die Rolle von Spielen oder Comics in der Wissenschaft und Wissenschaftsvermittlung. Namhafte internationale Experten auf den Gebieten werden dazu in Kiel erwartet.
Links
www.oceansustainability.org (Ocean Sustainability Science Symposium)
www.futureocean.org (Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“)
www.geomar.de (GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel)
Kontakt
Friederike Balzereit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, Telefon 0431 880-3032, Mobil 0160-97262502
fbalzereit@uv.uni-kiel.de
Prof. Dr. Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
sprecher@futureocean.org
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