„Obwohl ich schon seit sieben Jahren solche Experimente durchführe, ist mir so etwas noch nie passiert“, sagt Dr. Olivia Roth, Leiterin einer Nachwuchsgruppe im Forschungsbereich Marine Ökologie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Da die Tiere unter ganz normalen Bedingungen, die hier in der Kieler Förde auftreten, geboren worden sind, scheint es für Dr. Roth einfach nur Zufall zu sein. Bemerkenswert ist dabei, dass neu geborene Seenadeln nicht einfach frisch geschlüpfte Larven sind, sondern dass sie durch die männliche Schwangerschaft bereits mehrere Wochen Entwicklung hinter sich haben.
„Sowohl das siamesische Zwillingspaar mit den zwei Köpfen, wie auch das Paar, das am Bauch und am Schwanz zusammengewachsen ist, haben eine natürliche Larvalentwicklung durchgemacht hat und die Schwangerschaft überstanden“, erläutert Olivia Roth.
Siamesische Zwillinge sind eineiige Zwillinge, bei denen sich das befruchtete Ei im Mutterleib oder wie im Falle der Seenadel, in der Bruttasche des Männchens, nur unvollständig teilt. Die Wahrscheinlichkeit, zwei siamesische Zwillingspaare innerhalb 24 Stunden zu finden, ist äußerst gering.
Bei Menschen kommt es etwa in einer von 200.000 Schwangerschaften zu einer so genannten Doppelfehlbildung. Weniger als die Hälfte der siamesischen Zwillings Embryonen überleben die Schwangerschaft, die andere Hälfte stirbt vor der Geburt, so dass die Chance, ein lebendes siamesisches Zwillingspaar zu gebären bei etwa 1 zu einer Million liegt. Aus dem Tierreich sind bei diversen Arten siamesische Zwillinge beschrieben, in Natur werden sie jedoch höchst selten angetroffen, da sie von Eltern verstoßen und meist Mühe mit Nahrungssuche und der Mobilität haben.
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