23. November 2017 Diskussion über Tiefseebergbau auf hoher Ebene

Manganknollen am Boden des Pazifiks. Foto: ROV Kiel 6000, GEOMAR.

GEOMAR-Experte in hochrangigem Gremium der Nationalen Amerikanischen Akademie der Wissenschaften

Auf einem hochrangigen Treffen, das in der vergangenen Woche in Washington DC, USA, stattfand, beriet der Ausschuss für Meeresforschung der Nationalen Amerikanischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit dem für Rohstoffe zuständigen Gremium über aktuelle Entwicklungen und Perspektiven des Tiefseebergbaus. Mit dabei war unter anderem der Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), Michael Lodge, und der Leiter der Arbeitsgruppe für Mineralische Rohstoffe am GEOMAR, Prof. Dr. Mark Hannington.

 

Ob Manganknollen, Kobaltkrusten oder Massivsulfide, auf den Meeresböden der Tiefsee liegen noch unentdeckte und unangetastete Rohstoffe. Wie hoch ist das Ressourcenpotenial überhaupt? Werden auch diese Stoffe in naher Zukunft genutzt werden? Welche Umweltrisiken entstehen dabei? Diese und ähnliche Fragen wurden kürzlich bei einem Treffen eines hochrangig besetzten Expertengremiums bei der Nationalen Amerikanischen Akademie der Wissenschaften (NAS) in Washington diskutiert.

Unter dem Titel „Tiefsee-Bergbau: Potential und Perspektiven für eine aufstrebende Industrie" diskutierten unter dem Vorsitz von Dr. Larry Mayer (Zentrum für Küsten- und Meereskartierung, Universität New Hampshire) unter anderem der Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), Michael Lodge, der Leiter der Arbeitsgruppe für Mineralische Rohstoffe am GEOMAR, Prof. Dr. Mark Hannington, Jennifer Warren von Lockheed-Martin und UK Seabed Resources, Cindy Van Dover von der Duke University, und Conn Nugent vom Pew Charitable Trust.

In einem Bericht der in der aktuellen Ausgabe von EOS erschienen ist, sagte der Generalsekretär der ISA, Michael Lodge: „Wir sind jetzt an einem entscheidenden Punkt in der langen Geschichte der Versuche, den tiefen Meeresboden zu fördern, angelangt". In den vergangenen Jahren hat die ISA eine Reihe von Explorationslizenzen an verschiedene Saaten und Konsortien vergeben. Die Frage ist nun, ob und unter welchen Bedingungen Ressourcen aus der Tiefsee in Zukunft genutzt werden. Die Diskussionsteilnehmer wiesen auf die ökologischen, finanziellen und technischen Herausforderungen hin, die noch gelöst werden müssen. Fehlendes Wissen über das Ressourcenpotenzial, Umweltziele und Managementpläne wurde als wahrscheinliches Hindernis für die rasche Entwicklung einer Industrie für den Tiefseebergbau identifiziert.

Der Generalsekretär der ISA hält es aber für wahrscheinlich, dass eine Reihe von Betreibern bereit wäre, das Risiko einzugehen und Kapital zu investieren, um Meeresbergbau in relativ kleinen Maßstäben zu betreiben, sobald die ISA die entsprechenden Verordnungen verabschiedet.

„Das gemeinsame Treffen mehrerer Gremien des NAS zur Prüfung dieser Entwicklungen ist ein Meilenstein in der Diskussion über den Tiefseebergbau", sagt Prof. Dr. Mark Hannington vom GEOMAR, Mitglied der Expertengruppe. „Die Akademien unterstützen aktiv den politischen Entscheidungsprozess und heben die Debatte über den Meeresbergbau auf eine neue Ebene", so Hannington weiter.

Das National Academy of Sciences (NAS) wurde 1863 von Präsident Abraham Lincoln, mit der Aufgabe gegründet, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika unabhängige und objektive Ratschläge in Angelegenheiten im Zusammenhang mit Wissenschaft, Technologie und Politik zu geben. Zu ihren Mitgliedern gehören über 200 Nobelpreisträger. Die NAS gibt ferner seit 1914 die Proceedings der Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS), heraus, eine der renommiertesten internationalen Fachzeitschriften, die Ergebnisse der Grundlagenforschung veröffentlicht.

Links:
eos.org/articles/deep-seabed-mining-may-come-soon-says-head-of-governing-group EOS Bericht über das Expertentreffen
isa.org.jm International Seabed Authority
www.geomar.de/forschen/marine-ressourcen/mmr/ Arbeitsgruppe Marine Mineralische Rohstoffe

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Dr. Andreas Villwock (Kommunikation & Medien), Tel.: +49-431-600-2802, presse@geomar.de