20. Dezember 2017 Tintenfische: Unterschätzte Akteure im Ozean

Ein Kalmar der Art Sthenoteuthis pteropus. Foto: Solvin Zankl, www.solvinzankl.com

Neue Details zur Rolle von Kalmaren im ozeanischen Nahrungsnetz und Kohlenstoffkreislauf

Kalmare sind Meeresbewohner mit faszinierenden biologischen Eigenschaften. Einige Arten produzieren Licht, andere sind sehr schnelle Schwimmer, sie haben ein außergewöhnliches Sehvermögen und leben überall - von flachen Riffen bis in die Tiefsee. Doch das Wissen über die Lebensweise vieler Arten und ihre Rolle im System Ozean ist noch äußerst lückenhaft. Zwei neue Studien von Forschenden des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft" zeigen die Bedeutung von Tintenfischen als Räuber und Kohlenstofftransporteure.

 

(Gemeinsame Pressemitteilung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft")

In vergangenen Jahrhunderten fürchteten Seefahrer sie als Meeresungeheuer, heute ist die Wissenschaft fasziniert von ihrer Intelligenz und ihren körperlichen Fähigkeiten – Kalmare und Kraken haben seit jeher die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Trotzdem weiß man erstaunlich wenig über die meisten Tintenfisch-Arten und ihre Lebensweisen, speziell bei Arten, die im offenen Ozean leben.

Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft" haben jetzt zwei Studien veröffentlicht, die neue Details zur Rolle von Tintenfischen in verschiedenen Teilen des Systems Ozean zutage gebracht haben. In einem Beitrag in der Fachzeitschrift PLOS ONE untersuchen die Biologinnen und Biologen erstmals detailliert die Nahrungsgewohnheiten des ozeanischen Kalmars Sthenoteuthis pteropus im tropischen Atlantik. Die zweite, in den Proceedings of the Royal Society B erschienene Studie beschäftigt sich mit der Funktion pazifischer Tintenfischer als Transporteure von Kohlenstoff zum Tiefseeboden.

„Beide Studien geben deutliche Hinweise darauf, dass Kalmare in verschiedenen Phasen ihres Lebens wichtige Rollen im ozeanischen Ökosystem einnehmen", sagt Dr. Henk-Jan Hoving vom GEOMAR, der an beiden Arbeiten beteiligt war.

Um mehr über die Funktion von Sthenotheutis pteropus im Nahrungsnetz des tropischen Atlantiks herauszufinden, hatten die Forschenden während drei Expeditionen mit den deutschen Forschungsschiffen METEOR und MARIA S. MERIAN im Jahr 2015 insgesamt 129 Exemplare dieser Art gefangen. Anschließend haben sie die Inhalte der Mägen untersucht sowie stabile Isotopenverhältnisse im Muskelgewebe und im Gladius, einer Rückgrat-ähnlichen Struktur der Tintenfische, analysiert. Letztere lässt Rückschlüsse auf den Ort und die Gewohnheiten bei der Nahrungsaufnahme zu. „Spezielle Isotopenverhältnisse im Muskelgewebe geben außerdem Aufschluss über die Stellung eines Tiers im Nahrungsnetz", erklärt die Biologin Veronique Merten vom GEOMAR, Erstautorin der PLOS ONE-Studie.

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