Sie sind klein, fast durchsichtig, ähnlich wie Quallen, und sie kommen im Meer in riesigen Mengen vor. Cnidaria, Ctenophora und Urochordata gehören zu den gelatinösen Planktongemeinschaften, die im Ozean allgegenwärtig sind und zu den primären Nahrungsquellen für höher entwickelte Lebewesen zählen. Damit leisten sie eine sehr wichtige Funktion im marinen Ökosystem. Eine weitere ist ihr Beitrag zum marinen Kohlenstoffkreislauf, denn sie binden große Mengen Kohlenstoff, der beim Absinken der abgestorbenen Organismen in die Tiefsee transportiert wird. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Leitung von Kieler Meeresforschenden des Future Ocean Netzwerkes konnte dies nun in einer aktuellen Studie quantifizieren.
„Wir haben mehr als 90.000 Datensätze über den Zeitraum von 1934 bis 2011 berücksichtigt", erläutert Erstautor Dr. Mario Lebrato vom Institut für Geowissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Die Studie entstand im Rahmen seiner Doktorarbeit am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und wurde durch den Exzellenzcluster „Future Ocean" gefördert. „Durch starke Vermehrung der Organismen, sogenannte Planktonblüten, werden große Mengen an Kohlenstoff im oberen Ozean gebunden und sinken dann später in die Tiefsee ab", so Lebrato weiter.
Die Bedeutung dieser Studie besteht darin, herauszufinden, wie viel Kohlenstoff weltweit durch die Organismen in die Tiefsee transportiert wird und insbesondere, wie viel effizienter dieser Prozess im Vergleich zu dem bisher als „normal" geltenden Plankton ist.
Obwohl die gesamte Biomasse der gelatinösen Organismen nur einen kleinen Teil der Gesamtmasse an Organismen im oberen Ozean ausmacht, sind sie durch ihre hohe Effizienz und das schnelle Absinken eine bedeutende Quelle von organischem Kohlenstoff für Tiefseeökosysteme.
„Die Quantifizierung der Planktonblüten und ihr anschließender Export in die Tiefsee ist von enormer Bedeutung für die korrekte Modellierung der Funktionsweisen von Meeresökosystemen und der biologischen Kohlenstoffpumpe", fügt Prof Dr. Andreas Oschlies, Leiter der Biogeochemischen Modellierung am GEOMAR, hinzu. „Wir müssen solche Prozesse in richtiger Weise berücksichtigen, um unsere Modelle weiter zu verbessern und Unsicherheiten in Bezug auf die Rolle des Meeres im globalen Kohlenstoff-Kreislauf zu reduzieren", so Oschlies weiter.
Originalarbeit:
Lebrato, M., Pahlow, M., Frost, J., Küter, M., de Jesus Mendes, P., Molinero, J.‐C., and Oschlies, A. (2019). Sinking of gelatinous zooplankton biomass increases deep carbon transfer efficiency globally. Global Biogeochemical Cycles, 33,
https://doi.org/10.1029/2019GB006265
Links:
http://people.uncw.edu/condonr/JeDI/JeDI.html Jellyfish Database Initiative
www.futureocean.org Future Ocean Netzwerk
www.geomar.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
www.uni-kiel.de CAU Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Kontakt:
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