Unter dem Schlagwort „Blaue Bioökonomie" sollen zukünftig auf Grundlage natürlicher Ressourcen aus dem Meer wie Algen, Fische oder Muscheln verstärkt aquatische Kreislaufwirtschaften und neue Verfahren entwickelt werden, die auf nachwachsende marine Rohstoffe setzen und so den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität unterstützen.
Dazu werden ebenso Nährstoffe aus Oberflächen- und Küstengewässern genutzt wie aus Industrie und Landwirtschaft. Biologische Rohstoffe aus dem Meer können in Medizin, Kosmetik, Ernährungs- und Futterindustrie eingesetzt werden, finden sich aber auch zunehmend in Gebrauchsgegenständen und Produkten des Alltags.
Ziel des ersten Kieler Symposiums zur blauen Bioökonomie ist es, geeignete Modellstandorte für größere Verbünde zu identifizieren, Industriepartner mit ins Boot zu holen und über neue Forschungsprojekte zu diskutieren. „Die norddeutschen Bundesländer, allen voran Schleswig-Holstein, haben ein großes Potenzial, eine Schlüsselrolle im Bereich der blauen Bioökonomie zu spielen. Sowohl in der Forschung als auch auf Unternehmensseite gibt es bundesweit einmaliges Know-how, zum Beispiel für die Produktion von Algen oder die Herstellung von alternativen Futtermitteln in der Aquakultur, das weiter ausgeschöpft werden kann. Wir wollen interessierte Personen, Forschende und Wirtschaftsfachleute aus unterschiedlichen Bereichen, zusammenzubringen und neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte anstoßen", sagte Carsten Schulz, einer der verantwortlichen Organisatoren des Symposiums, Professor für marine Aquakultur an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät (AEF) und Mitglied der Steuerungsgruppe im universitären Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS).
Vor rund einem Jahr hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das mit bis zu 20 Millionen Euro geförderte und von der Kieler Universität koordinierte Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten" (BaMS) bewilligt. Inzwischen haben bereits acht Verbundprojekte in BaMS ihre Arbeit aufgenommen und beschäftigen sich etwa mit der Optimierung von Haltungsbedingungen für Fische in Aquakulturanlagen oder mit der nachhaltigen Nutzung regional produzierter Algen für die kosmetische und pharmazeutische Industrie. Hier geht es insbesondere um Hautaufheller für den asiatischen Markt. Durch die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen werden die Forschungsergebnisse in einzelnen Projekten auch in Produkte für den Kosmetikmarkt überführt. Dazu zählt zum Beispiel Muschelpaste als Brotaufstrich oder Pesto aus Algen. Weiter ist geplant, den Kot der Fische zu Biokohle zu karbonisieren. Weitere Partner erproben, wie sich Fischfutter aus Algenmaische herstellen oder neuartige Wasserreinigungsanlagen mithilfe von Mikroalgen entwickeln lassen.
Im Herbst 2020 sollen neue Konsortien folgen, die im Rahmen des BMBF-Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten" gefördert werden. Noch bis Ende Mai 2020 können Skizzen eingereicht werden. Im Frühjahr 2021 sollen die neuen Vorhaben dann starten. „Es geht uns vor allem darum, Synergien von Unternehmen und Experten so zu fördern, dass ganzheitliche und gleichzeitig nachhaltige Systeme entstehen, die auch in einer Region verwurzelt sind. Das Symposium ist daher auch der Startschuss für ein neues Netzwerk von Interessenten aus allen Bereichen der Blauen Bioökonomie", fasste Dr. Stefan Meyer, Koordinator des Projektes „Bioökonomie auf Marinen Standorten" an der Uni Kiel das Ziel des norddeutschen Branchentreffens zusammen.
Das zweitägige Symposium begann mit einer Mitgliederversammlung des im September 2019 neu gegründeten gemeinnützigen Vereins „Bioökonomie auf Marinen Standorten e.V.", der für die Abwicklung der Projekte und die Unterstützung von Kooperationen verantwortlich ist. Anschließend stellten Projektpartner die acht Verbundprojekte in BaMS vor. Am zweiten Tag folgten Impulsreferate und Workshops zur besseren Vernetzung der Akteure. Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Dr. Dietmar Walter vom Referat für Nachhaltiges Wirtschaften und Bioökonomie im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) in Berlin. Erst kürzlich hatte Bildungsministerin Anja Karliczek die Bioökonomie-Strategie des Bundes vorgestellt und dabei auf die besondere Bedeutung der blauen Bioökonomie, von biobasierten Prozessen aus Meeresprodukten wie Algen oder Muscheln hingewiesen. Deutschland hat das Ziel, führender Standort in der nachhaltigen Bioökonomie zu werden und einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zu leisten.
Das Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten (BaMS)" wird von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über fünf Jahre mit bis zu 20 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, einen Innovationsraum Norddeutschland für die Blaue Bioökonomie zu entwickeln, in dem neue Verfahren umgesetzt und nachhaltige Konzepte für eine umfassende Kreislaufwirtschaft gefördert werden, die marine biologische Ressourcen wie Fische, Muscheln oder Algen einschließen. Das Projekt „Bioökonomie auf Marinen Standorten" stärkt darüber hinaus den universitären Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der Kieler Universität. Kiel Marine Science (KMS) bildet das Dach für natur- und gesellschaftswissenschaftliche Ozean- und Klimaforschung an sieben Fakultäten und fördert die fachübergreifende Auseinandersetzung mit meereswissenschaftlichen Themen. www.kms.uni-kiel.de
Links
www.blaue-biooekonomie.de Blaue Bioökonomie Portal, betrieben von der CAU & BaMS
www.bams.uni-kiel.de/de/termine/bams-symposium-2020
www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/109-biooekonomie
https://www.bmbf.de/de/biooekonomie-neue-konzepte-zur-nutzung-natuerlicher-ressourcen-726.html über die Bioökonomiestrategie des Bundes
www.agrar.uni-kiel.de Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät
www.kms.uni-kiel.de Über Kiel Marine Science
Kontakt
Dr. Stefan Meyer
Projektbüro „Bioökonomie auf Marinen Standorten"
smeyer@bams.uni-kiel.de
0431/880-2588
Friederike Balzereit
Wissenschaftskommunikation Kiel Marine Science (KMS), CAU Kiel
fbalzereit@uv.uni-kiel.de
0431/880-3032
Dr. Doreen Saggau
Öffentlichkeitsarbeit & wissenschaftliche Kommunikation, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät
dsaggau@agrar.uni-kiel.de
0431/880-7126
…