03. September 2012 Wie Klimawandel und Meeresspiegelanstieg die Küsten verändern



Wie werden sich die Küsten in Zukunft weiter entwickeln?

Weltweit führende Küstenforscher aus 24 Nationen von allen fünf Kontinenten treffen sich in Kiel zur internationalen Fachtagung über den Küstenwandel

 

Vom 4. bis 10. September werden in Kiel rund 70 weltweit führende Küstenforscher zur dritten Konferenz des internationalen Geologischen Koordinierungsprogramms IGCP588 „Preparing for Coastal Change“ erwartet. Die Konferenz gehört zu den führenden internationalen Fachtagungen und wird erstmals in Kiel vom Institut für Geowissenschaften (Arbeitsgruppe Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie) und vom Geographischen Institut (Arbeitsgruppe Küstengeographie) an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) ausgerichtet. Unterstützer der Tagung sind die UNESCO, der Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und die International Union for Quaternary Research (INQUA).

Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben weniger als 50 Kilometer von der Küste entfernt. 75 Prozent aller Megastädte mit Einwohnerzahlen von mehr als 10 Millionen liegen in den Küstenzonen, zumeist in tief liegenden und überflutungsgefährdeten Flussmündungsbereichen. Diese auch als Deltas bezeichneten Gebiete mit ihren Häfen beherbergen Industriezentren und sind wichtige Transportwege und Umschlagplätze. Die vorgelagerten flachmarinen Küstenbereiche werden verstärkt für Rohstoffe und regenerative Energien, z.B. Windenergieparks erschlossen, die Küsten selbst dienen als Erholungs- und Tourismusgebiete, bergen artenreiche und schützenswerte Ökosysteme und sind wichtige Puffer zwischen Land und Meer. Die Entwicklung dieser Küsten verläuft sehr dynamisch, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, den Meeresspiegelanstieg und menschliche Aktivitäten. Schon heute sind viele Küstenregionen sichtbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, beispielsweise durch den Anstieg des Meeresspiegels oder die Zunahme von Extremereignissen in Form von Sturmfluten oder Überschwemmungen wie jüngst durch den Hurrikan Isaac an der amerikanischen Golfküste.

Doch wie werden sich die Küsten in Zukunft weiter entwickeln? Wie regenerieren sie sich nach den Einwirkungen von Tsunamis oder Sturmfluten? Welche Anpassungsstrategien sind notwendig und sinnvoll, um den Auswirkungen durch Klimawandel und Meeresspiegelanstieg zu begegnen? Welche Rolle spielen natürliche und vom Menschen verursachte Klimaschwankungen? Und welche Ergebnisse lassen sich aus Vergleichen vergangener Warm- und Kaltzeiten mit heutigen Klimadaten ziehen?

Wissenschaftliche Themen der Konferenz, die zuvor 2010 in Hongkong (China) und 2011 in Bangkok (Thailand) stattfand, reichen von der Analyse der vergangenen 10.000 Jahre, dem Holozän bis zu den aktuellen Entwicklungen und Veränderungen der Küstenzone von den Tropen bis in hohe Breiten und den daraus folgenden Anpassungsstrategien, schließen aber auch die Nutzung von Küsten für erneuerbare Energien mit ein. Dabei sollen Modelle diskutiert werden, die den Küstenwandel besonders im Hinblick auf Klimaveränderungen, menschliche Einflüsse und Naturgefahren vorhersagen lassen.

Neben dem wissenschaftlichen Vortragsprogramm geht es für die internationalen Forscherinnen und Forscher auch um den Erfahrungsaustausch anhand praktischer Beispiele entlang der Ostseeküste, auf den Halligen in der Nordsee und auf der Insel Sylt. Die Halligen und Sylt sind dabei weltweit einmalig hinsichtlich ihrer natürlichen Entwicklung und den Eingriff des Menschen in dieses natürliche Geschehen. Während sich der Deichbau an der Nordseeküste als Schutz vor Überflutungen über 500 Jahre Entwicklungsgeschichte zurückverfolgen lässt, bietet die Insel Sylt einen einmaligen Einblick in das Bestreben des Menschen, seit mehr als 120 Jahren den Küstenrückgang mit den zu der jeweiligen Zeit modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden aufzuhalten.

www.uni-kiel.de/aktuell/pm/2012/2012-248-tagung-kuestengeologie.shtml

Link zur Webseite und Programm der Fachtagung:
www.igcp588.uni-kiel.de

www.coastal-change.org/meetings-2/upcoming-meetings-2/3rd-meeting-germany

Kontakt:

Prof. Karl Stattegger,
Geologie - Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie,
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Telefon: +49 431 880-2881,
E-Mail: kst@gpi.uni-kiel.de

Dr. Klaus Schwarzer
Geologie - Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie,
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Telefon: +49 431 880-1188,
E-Mail: kls@gpi.uni-kiel.de